Eine Chance für Kinder mit Behinderungen
40 Jahre nach Ende des Vietnamkriegs sind die Auswirkungen massenhaft zum Einsatz gebrachter dioxinhaltiger Herbizide wie „Agent Orange“ noch immer präsent. Gesundheitliche Schäden wurden an nachfolgende Generationen weitergegeben und führen dazu, dass weiterhin auffällig viele Kinder mit Fehlbildungen zur Welt kommen. Aus Scham werden Kinder mit Behinderungen nicht selten im Haus versteckt. Die ausgegrenzten Kinder gehen häufig nicht in den Kindergarten oder zur Schule, erhalten weder geistige noch körperliche Förderung. Selbst Lehrer und Erzieher sind meist unzureichend geschult, es mangelt an speziell auf die Bedürfnisse der Kinder abgestimmte Pflege- und Bildungseinrichtungen.
Um diesen Missstand zu beenden, wurden in Ho-Chi-Minh-Stadt mit Unterstützung der Hilfsorganisation World Vision Deutschland so genannte Kinderclubs gegründet. In diesen Einrichtungen können speziell geschulte Betreuer ihre Schützlinge intensiv fördern und individuell unterrichten.
Bereits 2014 besuchte Otto H. Gies, Geschäftsführer von 3B Scientific, einen dieser Kinderclubs in Ho-Chi-Minh-Stadt zur Spendenübergabe und konnte sich vor Ort ein Bild von den Fördermaßnahmen machen. Gies, selbst Vater von 5 Kindern, zeigte sich begeistert und wirbt in seiner Rolle als Senatsmitglied des Bundesverbands mittelständischer Wirtschaft (BVMW) auch hierzulande für Unterstützung. Unternehmen müssten sich ihrer sozialen Verantwortung bewusst und global aktiv werden, um Kindern, insbesondere denen mit Handicap, den Weg in eine Zukunft mit Potential zu ebnen.
Die von 3B Scientific bis einschließlich 2014 unterstützten Hilfsprojekte sind mittlerweile etabliert und werden nun mit Beteiligung des vietnamesischen Sozialministeriums fortgeführt. Erfolge wie die Integration von Kindern mit Behinderungen in öffentliche Schulen, wo sie mit gesunden Kindern gemeinsam lernen, sprechen für sich. Darüber hinaus können zahlreiche Jugendliche dank spezieller Ausbildung und Startkapital nun selbst einen Teil ihres Lebensunterhaltes erwirtschaften.
Die diesjährige Spende von 3B Scientific fließt in ein neues Projekt. In Binh Chanh, einem ländlichen Vorort von Ho-Chi-Minh-Stadt, leben etwa 400 Menschen mit Behinderungen, darunter 88 Kinder. Wenn die tägliche Existenzsicherung Priorität hat, bleibt den Eltern keine Zeit, sich mit den besonderen Bedürfnissen ihrer Kinder zu befassen. Hilfe findet sich lediglich im Stadtzentrum - diese aus deutscher Sicht kurze Reise bedeutet für die meist armen Familien jedoch eine beträchtliche Belastung. Schließlich kostet nicht nur die Fahrt in die Stadt Geld, das ohnehin kaum vorhanden ist, sondern es fehlt auch die Arbeitskraft auf dem Feld oder im Handwerksbetrieb. Darum sollen in Binh Chanh bis September 2016 zahlreiche Maßnahmen ins Leben gerufen werden, von denen die 34 Mädchen und 54 Jungs mit Behinderungen auch über die Projektlaufzeit hinaus profitieren.
Konkret bedeutet dies einerseits, den Kindern die nötigen Rehabilitationsmaßnahmen und adäquate medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Andererseits erhalten die Eltern in Selbsthilfegruppen auch psychologische Schulungen. Denn durch das tägliche Üben mit ihren Kindern tragen sie wesentlich dazu bei, ihnen auf lange Sicht ein weitestgehend unabhängiges Leben zu ermöglichen. Zudem ist es Ziel solcher Hilfsprojekte, das Bewusstsein der Öffentlichkeit für Menschen mit Behinderungen zu schärfen, Vorurteile abzubauen und das Recht auf Inklusion umzusetzen.